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Fahren im Wörterbuch

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Einen fahren lassen



Fahren im Wörterbuch
Ein etymologischer Reisebericht
von Holger Lange

Zeile für Zeile gleiten Blick und Finger die Wörterbuchspalten hinab mit schwankender Geschwindigkeit, bald rasend, bald rastend. Hier steckt das Wort, nach dem ich suche: fahren. Das Wörterbuch gibt Auskunft über der Abstammung des Verbs. Die neuhochdeutsche Form "fahren" entwickelte sich aus dem Althochdeutschen "faran", dessen gotischer Vorgänger gleich lautet, welcher seinerseits dem Germanischen "far" entspringt. Vor der von den Gebrüdern Grimm so genannten Ersten Lautverschiebung muss es wohl im Indogermanischen "per" oder "por" geheißen haben. Unschwer ist's, in den Lateinern Sprachverwandte zu sehen.

Fahren ist eine Art des Bewegens. Heutzutage fährt man mit allerlei Fahrzeugen, wie dem Auto, dem Fahrrad oder dem Schiff. Ehedem fuhr man jedoch auch ganz gut zu Fuß, so zum Beispiel die "fahrenden Leute", die während des Mittelalters von Ort zu Ort fuhren, dieses jedoch nicht etwa in vornehmen Kutschen. Minenarbeiter "fahren" noch heute "in den Berg ein", ganz gleich ob in der Lorenbahn oder eigenfüßig. Das Adjektiv "fertig" ist von "fahren" abgeleitet und bedeutete ursprünglich, dass man zur Fahrt bereit ist. Weitere Ableitungen sind "führen", "Furt" und "Fähre".

Die Zusammensetzung "fahren lassen" bedeutet selten, dass man gefahren wird, beispielsweise als Fahrgast im Omnibus. Vielmehr kommt auch in solchen Fällen regelmäßig die aktive Form zur Anwendung, wie in "Wir fahren zur Schule." Stattdessen bedeutet "fahren lassen" meist "loslassen", zum Beispiel in dem Satz "Wir ließen alle Hoffnung fahren." Die Verwendung von "fahren" charakterisiert zudem hastige und flüchtige Bewegungen: "Sie fuhr mit der Hand über den Tisch." Entsprechend bezeichnet das Eigenschaftswort "fahrig" den Eindruck von Eile, Unsicherheit und Unüberlegtheit, auch Ratlosigkeit: "Der Ingenieur wirkte fahrig."

Im Zuge der Industrialisierung übertrug sich die Bedeutung des Ausdrucks "fahren" auf den Umgang mit Maschinen, im Sinne von "in Betrieb setzen" und "steuern". So heißt es nun: "Sie fährt die Radiosendung.", und: "Das Kraftwerk fährt volle Last." Die Redensart "fix und fertig", wörtlich übersetzt: "unbeweglich und fahrbereit", bezeichnet den Zustand großer Erschöpfung, aber auch ein erfolgreiches Arbeitsergebnis: "Dieser Kühlschrank ist fix und fertig."


Weblinks:

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/
Wörterbuch-Projekt an der Universität Trier


http://www.dwds.de/
Wörterbuch-Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften


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