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Max Horkheimer u. Theodor W. Adorno: Kulturindustrie
in: dies.: Dialektik der Aufklärung.Frankfurt/M.: Fischer 1991, 1988. S.129 f.
A. H. Beck: Worte und Wellen. Geschichte und Technik der Nachrichtenübermittlung.
in: ebd. Frankfurt/M.: Fischer 1974. S.103
Roland Barthes: Sade, Fourier, Loyola.
in: ebd. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1986. S.172
Karl Riha, Männer, Kämpfe, Kameras. Zur Dramaturgie von Sportsendungen im Fernsehen
in: Rolf Lindner (Hrsg.): Der Fußballfan. Ansichten vom Zuschauer. Frankfurt/M.: Syndikat 1980. S.176
Horst Königstein: Tanz mit mir mein Mädel. Ein deutsches Potpourri.
in: Michael Rutschky (Hrsg.): Errungenschaften. Eine Kasuistik. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1982. S.293 f.
Wolfgang Schivelbusch, Radio Frankfurt
in: ders: Intellektuellendämmerung. Zur Lage der Frankfurter Intelligenz in den zwanziger Jahren. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1985. S.86 ff.
Paul Virilio u. Sylvere Lotringer: Der reine Krieg
in: ebd. Berlin: Merve 1984. S.80
Eva Heller: Erkenntnisse der Massenkommunikationsforschung
in: dies.: Wie Werbung wirkt: Theorien und Tatsachen. Frankfurt/M.: Fischer 1996, 1984. S.169 f.
Dieter Baake: Intensität als Stil
in: Willi Bucher u. Klaus Pohl (Hrsg.): Schock und Schöpfung. Jugendästhetik im 20. Jahrhundert. Darmstadt, Neuwied: Luchterhand 1986. S.84
Claude Levi-Strauss, Didier Eribon: Die Musik und die Stimmen
in: dies.: Das Nahe und das Ferne. Eine Autobiographie in Gesprächen. Frankfurt/M.: Fischer 1996. S.260
Greil Marcus: Lipstick Traces. Von Dada bis Punk. Eine geheime Kulturgeschichte
des 20. Jahrhunderts.
in: ebd. Reinbek: Rowohlt 1996. S.70
Hannemor Keidel, Volksempfänger
in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Leben, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte.
München: dtv 41993, 1992. S.203 f.
Radio Garden. First Tyne International, Gateshead
in: William Furlong: Audio Arts. beunruhigende Versuche zur Genauigkeit. Leipzig: Reclam 1992. S.193
Werner Künzel u. Peter Bexte: Wettervorhersage für Übermenschen
in: dies.: Maschinendenken/Denkmaschinen. An den Schaltstellen zweier Kulturen. Frankfurt/M., Leipzig: Insel 1996. S.167
"
Der Schritt vom Telephon zum Radio hat die Rollen klar geschieden.
Liberal ließ jenes den Teilnehmer noch die des Subjekts spielen.
Demokratisch macht dieses alle gleichermaßen zu Hörern, um sie autoritär
den unter sich gleichen Programmen der Stationen auszuliefern. Keine
Apparatur der Replik hat sich entfaltet, und die privaten Sendungen
werden zur Unfreiheit verhalten. Sie beschränken sich auf den apokryphen
Bereich der 'Amateure', die man zudem noch von oben her organisiert.
Jede Spur von Spontaneität des Publikums im Rahmen des offiziellen Rundfunks
aber wird von Talentjägern, Wettbewerben vorm Mikrophon, protegierten
Veranstaltungen aller Art in fachmännischer Auswahl gesteuert und absorbiert.
"
(1944)
"
Viele Funkmechaniker und Funker wurden von den Streitkräften der
kriegführenden Mächte ausgebildet, und ihnen standen nach dem Krieg
die einstigen Militärfunkgeräte zur Weiterführung ihrer Versuche zur
Verfügung. Damit war die Zeit der Funkamateure angebrochen. Ein solcher
Amateur, der aber außerdem Ingenieur bei der Firma Westinghouse war,
begann 1919 in Pittsburgh mit dem Betrieb einer 8XK genannten Station.
Seine Musiksendungen stießen allgemein auf eine starke Nachfrage und
schafften sich einen rasch wachsenden Zuhörerkreis.
"
(1967)
"
Die Ausschweifung ist imaginativ: Unter ihrem Impuls erfand Sade:
das Radio (die Schreihaube erlaubt es den Libertins, die Qualen,
die sich in dem Zimmer nebenan vollziehen, zu erleben, ohne sie zu
sehen: die einfache Klanginformation läßt sie zur Lust kommen, so
wie sie dem heutigen Hörer das Dramatisieren erlaubt)
"
(1971)
"
Freilich kann man auf Fußballplätzen beobachten, daß einzelne Zuschauer
Kofferradios mit sich führen, um parallel zum Spiel, das sie sehen, in
die Rundfunkreportagen anderer Spiele an anderem Ort hineinzuhören und
sich so eine Art Simultanerlebnis zu schaffen.
"
(1980)
"
Die Schlagerklischees sind das Überlebensmittel in einem ansonsten ziemlich trostlosen Wiederaufbau-Klima, das die Fassaden von den Altbauten sprengt und grauen Spritzbeton über die Trümmerfelder setzt. Sie werden ein omnipräsenter Sozialisationsfaktor - raus aus den Wohnzimmern und Küchen mit Koffer- und Autoradios. Für die Nachwachsenden ist diese Mobilität eine Selbstverständlichkeit - für uns war das tragbare Gerät ein Medium, mit dem man sich in einen magischen Raum zurückziehen und Kraft sammeln konnte. Jeder eine Subkultur."
"
(1982)
"
Die intellektuelle Seite der Musik zu kultivieren, wurde schließlich
eine eigene Sendereihe, das 'Studienkonzert', eingerichtet. Hier gab
der junge Theodor Wiesengrund-Adorno anspruchsvolle Einführungen in
die darauffolgenden Werke zeitgenössischer Komponisten. Diese Sendereihe
blieb so unpopulär und kontrovers wie alle Frankfurter Versuche mit der
neuen Musik. Für die einen war sie 'vortrefflich musiziert und ganz
ausgezeichnet erklärt...Solche Abende, bei denen der Hörer so geschickt
zum Verständnis der zeitgenössischen Kunst geführt wird, wären auch für
die anderen Sender empfehlenswert.' Für die anderen, die sich wie stets
als Anwälte des Publikums präsentierten ('Wer von der großen Menge kennt
schon Herrn Wiesengrund-Adorno?'), dagegen, 'ein dunkler Punkt im Programm
und ein rotes Tuch'.
"
(1982)
"
P. V.: Das Problem besteht nicht darin, die Technik zu nutzen oder anzuwenden,
sondern sich darüber klar zu werden, daß man von ihr benutzt worden ist. Es ging
also nicht darum, technische Instrumente zu benutzen, egal welche - Fernsehen,
'Freie Radios' etc. -, sondern über das Wesen der Technik in ihrem Verhältnis
zum Politischen zu arbeiten. Und einige von den Autonomen machen das nun.
S. L.: Taktisch bist du also sogar dagegen, daß man sich die
Technik in der Art der 'freien Radios' wieder aneignet?
P. V.: Ja. Was die 'freien Radios' und das übrige angeht,
so denke ich, man hat die Technik benutzt, ohne zu verstehen, was man benutzt hat.
Wenn man ein oder zwei Millionen Ausrüstungsmaterial für ein 'freies Radio' kauft,
so versteht man es zu kaufen, in Gang zu setzen und zu bedienen, aber man versteht
nicht, was man tut, indem man sendet. Das Resultat sieht man in Frankreich. Es ist
eine unendliche Kakophonie und Übersättigung der Wellen. Man kann nicht gerade sagen,
das sei frei.
"
(1983)
"
Dem Einfluß des Radios wurde später auch Roosevelts Popularität zugeschrieben.
Roosevelts angenehme Radiostimme, seine 'Golden Voice', war berühmt. Von 1941
bis 1945 sprach der Präsident in seiner Sendung 'Fireside-Chats' zur Nation und
vermittelte den Eindruck privater Plaudereien am Kamin.
"
(1984)
"
Es ist ein bemerkenswerter Tatbestand, der oft übersehen wird: die Verletzung kultureller
Gesamt-Übereinkünfte kann irritierender wirken als ein wohlartikulierter Widerspruch.
Als z. B. Elvis Presley, der 'Hüftwackler' mit seinen 'obszönen' Songs fanatische
Zustimmung bei den Teenagern fand, da rief die Kirche nach den Gerichten und der Polizei.
Die Vergnügungsindustrie reagierte: beim Sender WKBW in Buffalo wurde der Diskjockey Dick
Biondi fristlos entlassen, weil er ein Elvis-Presley-Platte spielte.
"
(1986)
"
D. E.: Gehen Sie oft ins Konzert?
C. L.-S.: Als Jugendlicher bin ich jede Woche in die Collone- oder
Pasdeloup-Konzerte gegangen, auch in andere. Jetzt nicht mehr, denn ich bin klaustrophobisch
geworden, und die Aussicht, in eine Sitzreihe eingepfercht zu werden, erschreckt mich.
Ich höre Radio.
"
(1988)
"
Der schwachsinnige Werbespot im Radio, den man zu oft am Tag hörte, paßte in
ein Gesamtbild: Irgendwie begriff man, um diesen Jingle loszuwerden, mußte man
den Rundfunk verändern, was bedeutete, die Gesellschaft zu verändern.
"
(1989)
"
'Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger' ist auf einem Plakat
von 1934 zu lesen. Trotz der beachtlichen Verkaufszahlen des Volksempfängers in
den Anfangsjahren entspricht diese Aussage eher dem Wunschdenken der
nationalsozialistischen Führung als der Realität. Die Rundfunkempfangsdichte
betrug im Jahre 1934 33,3 Prozent aller Haushaltungen und im Jahre 1937 46,9 Prozent.
Im internationalen Vergleich lag das Deutsche Reich 1937 weit hinter den USA mit 78,3
oder Großbritannien mit 66,1 Prozent. Erst 1941 waren 65 Prozent aller Haushalte mit
Radiogeräten ausgestattet, davon waren nur ein Drittel Volksempfänger.
"
(1990)
"
Die Rundfunksendung überschreitet nationale Grenzen und l%ouml;st sie auf. Sie schafft
statt dessen eine andere 'Karte', die durch die Stärke des Radiosignals und des
kulturellen 'Materials' geprägt ist, das in der Sendung enthalten ist. In der
Realität wird diese 'Kulturkarte' dieselben geographischen Gebiete ausmachen und
überschneiden, sie praktisch gleichzeitig überlagern.
"
(1990)
"
Übertragungen brauchen einen Adressaten, sei dieser auch so fiktiv wie die lieben
Hörerinnen und Hörer beim Rundfunk, in deren Ansprache sich die Zarathustra-Widmung
wiederholt: 'Für Alle und Keinen' - Radio 4U. Das Verschwinden des Alle meinenden
'for you' in der Formel '4U' bringt den Sachverhalt von Massenkommunikation auf
schlagende Weise zum Ausdruck. Wie beim Horoskop sind Alle gemeint und Keiner,
d. h. jeder, der sich angesprochen fühlt.
"
(1996)
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