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Gestrandet oder
die Mär vom Geld für alle



Gestrandet
oder
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von Marco Walkewitz

Nun ist es passiert, die Weltwirtschaftskrise ist über der völlig ahnungs- und wehrlosen Welt zusammengebrochen. Die Wirtschaftsweisen schütteln die Köpfe, da ja niemand mit einem solchen Konjunktureinbruch rechnen konnte, der Staat sieht sich gezwungen (privatwirtschaftlich!!) verschuldete Banken und Kreditinstituten mit Milliardenbeträgen vor dem totalen Kollaps zu bewahren und selbst Automobilhersteller beantragen enorme Summen an Kapital um das "Schlimmste" verhindern zu können. Natürlich ist dies - wie immer - die schlimmste Finanzkrise der Geschichte.. doch ist sie das wirklich? Und kommt sie wirklich so überraschend? Lassen sie mich einmal die (Wirtschafts-) Geschichtsbücher aufschlagen und schauen, ob sich Geschichte nicht doch wiederholt...

Kapitel 1: teure Fehlinformationen

... 1745. Charles Edward Stuart landet mit 2 Schiffen an der Küste Schottlands. Als am 6. Dezember die Nachricht London erreichte, er wäre erfolgreich bis nach Derby vorgedrungen, führte die anschließende Angst vor einer franzosischen Invasion und einer Restauration der Stuarts zu einem vorübergehenden Kollaps des Londoner Bank- und Finanzwesens. Es bleibt festzuhalten, dass es sich bei dieser Meldung um eine (sehr teure) Ente handelte.

Kapitel 2: das Verhältnis von Augen und Magen

Am 11. Mai 1866 löst der Bankrott der Londoner Bank Overend, Gurney and Co. Limited Panik in der Stadt und eine Finanzkrise im gesamten Land aus. Grund: Man hatte sich verspekuliert.

Kapitel 3: Väterchen Staat

London im September 1869. Die Goldspekulation der Unternehmer Jay Gould und James Fisk, sowie die Gegenmaßnahmen der Regierung der USA, bescherten dem Land nicht nur eine handfeste Finanzkrise, sondern auch einen Roman und einen Stummfilm, die sich ausgiebig mit diesem Skandal befassten. Immerhin war ja diesmal auch etwas daraus entstanden. Trotzdem muss man festhalten, der Staat hat nicht immer die Mittel hat, die Krise zu bereinigen, und manchmal macht er es noch schlimmer.

Kapitel 4: die Mutter aller Finanzkrisen:

Nur als Fußnoten der Geschichte seien der Wiener Börsenkrach des Jahres 1873 sowie der Kurssturz der Berliner Börse aus dem Jahre 1927 aufgeführt, denn sie werden von ihrem großen und bekannteren Bruder in den Schatten gestellt.

Gemeint ist natürlich der als "Schwarzer Freitag" bekannte 25. Oktober 1929, welcher bekanntlich in der Weltwirtschaftskrise gipfelte. Die USA, viele Jahre verwöhnt mit Wachstum und Wohlstand (deshalb ja auch die Roaring 20's) schlitterten in die (bis jetzt) schlimmste Finanzkrise ihrer Geschichte. Nicht umsonst wird die darauf folgende Zeit The Great Depression - "Die Große Depression" genannt. Gründe für die Krise gab es viele: Aktienhandel als Volkssport, ein überhöhter Optimismus, dass das Wachstum niemals enden würde, und nicht zuletzt der unerschütterliche Glaube, alle finanziellen Probleme für alle Zeit aus der Welt geschafft zu haben…

Kapitel 5: und die Moral von der Geschicht…

Dieser Glaube scheint wieder eine weite Verbreitung gefunden zu haben, anders sind Transaktionen der letzen Jahre nicht zu erklären. Da wird Gewinn zum Beispiel nur noch in Wachstum gemessen. Überschuss wird nicht gespart, sondern sofort wieder angelegt, am besten in Aktien mit hohem Risiko oder es wird der Aufkauf der Konkurrenz betrieben, denn sicher ist sicher... auch wenn man sich bei dieser Aktion vielleicht finanziell verhebt.

Wir Menschen scheinen aus unseren Fehlern einfach nicht zu lernen. Denn das sich die Geschichte tatsächlich wiederholen kann, dass zeigt das Zitat des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Namen Roger Babson vom 6. September 1929, ein paar Tage vor dem großen Börsenkrach:

"Schönes Wetter kann nicht ewig andauern. Die Wirtschaftszyklen gelten auch heute noch, wie früher. Das Federal Reserve System hat die Banken gestärkt, aber es hat nicht die Natur der Menschen verändert. Die Leute machen Schulden und spekulieren wie nie zuvor in unserer Geschichte. Früher oder später wird der Crash kommen und er kann schrecklich werden. Weise sind die Investoren, die jetzt ihre Schulden loswerden und ihre Segel einholen. Das heißt nicht, alles zu verkaufen, aber es heißt, die Schulden zurückzuzahlen und nicht mehr auf Kredit zu spekulieren."






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