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Bussi Bär kommt uns besuchen

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Bussi Bär kommt uns besuchen
von Holger Lange

Es begab sich vor nicht allzu langer Zeit in der Bayern Land, dass ein Förster im Unterholze bei Grainau den Fußabdruck eines wilden Bären entdeckte. Als er dies im Dorfe kundtat, ergriff die Leute gleichermaßen Schrecken und Erstaunen. Denn keiner von ihnen hatte zeitlebens einen Bären zu Gesicht bekommen. Zwar hatten sie von Bären schon gehört oder in einem Buch von solchen gelesen. Doch einen lebendigen wilden Bären je gesehen, das hatte noch keiner von ihnen. Daher wussten sie so recht nicht, was zu tun sei. Die Jäger im Dorfe griffen sogleich ihre Flinten, sie mit dem Schrot zu laden und den Bären zu schießen. Da aber riefen die Kinder: "Haltet ein! Ihr dürft den Bären nicht schießen, denn noch nie sahen wir einen Bären mit unseren eigenen Augen." Da legten die Jäger ihre Büchsen beiseite.

Doch schon in der Nacht riss der Bär die Schafe, so dass es still ward auf der Weide. Und dem Geflügel biss der Bär die Köpfe ab, so dass kein Hahn krähte in der früh. Und die Kindergärtnerinnen verboten den Kindern das Spielen im Wald, denn dort war der Bär. Da nahmen die Jäger erneut die Flinte zur Hand. Denn sie sagten: "Es ist zu gefährlich, darum ist nun die Zeit, in den Wald zu gehen und den Bären zu schießen."

Da erhob der Kardinal Wetter aus München seine Stimme und sprach: "Erkennet, dass ihr diesen Bären nicht schießen könnt, denn er ist auf Geheiß des Heiligen Vaters unterwegs. So müsst ihr wissen: Benedictus, welcher den Korbiniansbären im Wappen trägt, kommt uns bald besuchen." Da hielten die Jäger voll Ehrfurcht inne und knieten nieder. Und die Kinder kamen aus dem Garten heraus, bekreuzigten sich und dankten Gott. Von diesem Tage an aber blieb der Bär verschwunden.

Zwar wollte ein Wandersmann den Bären tags darauf bei Kufstein gesehen haben. Die Wildaufsicht aber fand am Orte trotz der gewissenhaftesten Suche keinerlei Bärenspuren. Doch waren sich die Leute in Kufstein, in Grainau und in München einig, dass es mit dem Bären etwas Besonderes auf sich hatte.

Et benedictio Dei omnipotentis: Patris et Filii et Spiritus sancti descendat super vos, ursus et orbis, et maneat semper.

Amen.


Weblinks:

http://212.243.68.3/pdf_snp/Baeren_Flugblatt.pdf
"Der Bär ist wieder da - nur keine Panik" (Merkblatt des Kantons Graubünden und des Schweizerischen Nationalparks)

http://www.karl-may-stiftung.de/kamerad/baeren/jaeger.html
Karl May, Der Sohn des Bärenjägers (1887). Jugenderzählung zum Thema in 39 Folgen



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