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Nackt zwischen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen

Und am Abend

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Nackig im Äther - Warum eigentlich uniRadio ?











Nackig im Äther - Warum eigentlich Uniradio ?
von Holger Lange
Abb#1: uniRadio in der MorgenpostZehn Jahre hat das Berliner uniRadio soeben hinter sich gebracht. Am 15. Januar feierten die Mitarbeiter live on air das große Jubiläum. Doch die gute Laune täuscht: Dem täglichen Studentenfunk geht es schlecht. Im Trägerverein sind nur noch drei von einstmals dreizehn Hochschulen versammelt. Entsprechend niedrig fallen die finanziellen Mittel für den Produktions- und Sendebetrieb aus. Vormals auf der in ganz Berlin empfangbaren 87,9 MHz beheimatet, sendet uniRadio seit Februar 2005 auf der schwachen OKB-Frequenz 97,2. Bewerbungen um einen Sendeplatz auf einer stärkeren Frequenz berücksichtigte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg bislang nicht.










"Sendet nur zwei Stunden" (Berliner Morgenpost, 8. Juni 1997)

Die Gründung des Senders fiel in eine Zeit, in der die Politik die Berliner Etatlandschaften auf "normal" fuhr. Drastische Kürzungen im Hochschulbereich führten im Sommer 1996 zu den ersten gemeinsamen Protesten von Dekanen und Rektoren. Es ist daher kein Wunder, dass sich für uniRadio von Anfang an Finanzfragen in den Vordergrund drängten. Bereits nach wenigen Monaten Sendebetrieb signalisierten die ersten Vereinsmitglieder Schwierigkeiten bei der Zahlung ihrer Jahresbeiträge. Dabei sollte es nicht bleiben.

Abb#2: Hörspielillusionen im Bertelsmann VolkslexikonIn einer besseren Darstellung ihrer jeweiligen Verdienste lag das nachvollziehbare Hauptmotiv der Hochschulen. Entsprechend sank die Mitgliederzahl des Vereins, als sich der Effekt nicht unmittelbar ablesen ließ. Stattdessen beklagten sich viele Mitglieder erst über die unattraktive Darreichung des Programms (das Format sei nicht "jugendlich" genug), später über ihre zu geringe Berücksichtigung bei Experteninterviews im Vergleich mit der Freien Universität (die FU stellte Redaktionsräume und Sendestudio mitten auf ihrem Campus in Berlin-Dahlem zur Verfügung, wodurch sich, rein geografisch bedingt, eine Bevorzugung ergab). Am Ende geblieben sind diejenigen Mitglieder, die in der Verknüpfung des uniRadio-Programms mit einem ihrer Studiengänge ein ausreichendes Motiv für die Beitragszahlung sehen.

Redaktionell wird das uniRadio vor allem von unter- und unbezahlten Studenten getragen. Laut Vereinssatzung dient deren Ausbildung dazu, die Leistungen der beteiligten Hochschulen der Öffentlichkeit beizubringen (s. o.). Die Ausbildung ist das Mittel zu diesem Zweck. uniRadio entlohnt seine Mitarbeiter hauptsächlich mit Sachkenntnis und Berufserfahrung.

Und wo bleibt jetzt die Pointe?

Der Autor beim SchneidenErstens können tausende uniRadio-Hörer nicht irren. Zweitens - das geht an die Adresse des Landes - ist es ein politisches Unding, dass die "Medienhauptstadt Berlin" zwar mit ihren Universitäten wirbt, aber kein Hochschulradio vorzuweisen hat. Drittens steht es den Hochschulen gut zu Gesicht, wenn sie ihren Studenten ermöglichen, aktiv an einem uniRadio teilzunehmen. Nicht allein aus Prestigegründen: Wer im uniRadio arbeitet, interessiert sich für Bildungs- und Hochschulpolitik und gewinnt Einblick in Stärken und Nöte seiner Alma Mater. Selbst wenn nur ein Prozent derart vorgebildeter uniRadio-Absolventen im Journalismus Lohn und Brot findet, bedeutet dies schon einen Gewinn für die beteiligten Hochschulen. Viertens kann uniRadio ein Mittel zur kritischen Selbstbespiegelung sein. Hier werden die universitären Malaisen - von den verschmutzten Toiletten bis zum haushaltspolitischen Skandal - zur Sprache gebracht. Dies wäre nicht nur ein exzellenter Weg, mehr Hörer zu gewinnen, sondern auch ein probates Mittel, Studenten aktiv und verantwortlich in die Gestaltung der Hochschulen einzubinden. Dies wäre - fünftens - ein Beitrag zur weiteren Demokratisierung der Lehranstalten, gegen den politischen Trend, Mitbestimmung in die Freizeit abzudrängen.


Weblinks:

http://www.uniradio.de
uniRadio im Netz

http://www.medienberatung.tu-berlin.de/fortgeschrittene/diplomarbeiten/J_Ruppel.zip
Justus Ruppel: uniradio Berlin-Brandenburg

http://www.novo-magazin.de/78/novo7810.htm
Sabine Beppler-Spahl: Instrumentalisierte Bildung

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