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Nackt zwischen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen

Und am Abend

In der einen Kunstecke

In der anderen Kunstecke

Nackig im Äther - Warum eigentlich uniRadio ?











Und am Abend
von Hendrik Schwalb

Hier wird eine Situation geschildert, die durchaus typisch ist für die hiesigen kalten Zeiten. Aber auch typisch für das Aneinander-Vorbei-Reden, das nicht nur im Nachtleben vorkommt. Eine Art nackte Hilflosigkeit, vielleicht auch gepaart mit gelangweiltem Desinteresse an anderen Menschen.

Ort: Eine Party irgendwo, die genaue Stelle tut nichts zur Sache. Zeit: Egal. Irgendwann zwischen Mitternacht und früh am Morgen.

"Bist du schon länger hier?" "Nein, gerade erst gekommen. Mein Freund legt heute hier auf" "Ach so, dein Freund ... ich hol' mir noch 'n Bier." "Na denn"

Unscharfer Blick auf Bar
    Quelle: www.querilla.de

Kurzes Nicken, dann Gang Richtung Bar.

"Ein Bier bitte." Bier kommt. Schön kühl. Abschätzen der Lage. Noch ein Bier. Musik ist laut. "Kannst du mir mal helfen?" "Äh, wobei denn?" "Der Typ da drüben quatscht mich schon lange an, aber mein Freund is' auch hier, was soll ich dem denn erzählen?" "Sag einfach, dass der Kunde alle Frauen anlabert, und dass das sozusagen zum guten Ton bei ihm gehört. Es hat einfach nichts zu sagen bei ihm." "Aber nachher will ich vielleicht wirklich ... Ich will aber nicht, das mein Freund was merkt. Glaubst du, das klappt?" "Keine Ahnung, musst Du wissen." "Na, du bist mir `ne große Hilfe."

Abgang. Lieber noch 'n Bier.

"Ist kalt heute, was?" "Ist eben Winter." Kaum etwas denkbar, was weniger interessieren würde. "Sind alle erkältet in meinem Büro, muss quasi für drei Leute arbeiten." "Und was sagt der Chef?" "Ist ihm egal, nur die Arbeit muss gemacht werden. Brauch' jetzt unbedingt was zu trinken" "Die netten Barleute erwarten ihre Orders dort drüben." "Ach. Ich dachte, du könn'st mir einen ausgeben." "Bin pleite." "Schade, aber später seh'n wir uns noch, ja?" "Ja, ja. Ich geh' so schnell nich' weg."

Belangloses Reden über dies und das. Nichts, was tiefer geht als zwei Zentimeter an der Oberfläche entlang. Bier, Cuba libre, Bier, Bier, Wodka. Klarer sehen. Eigentlich will hier doch jeder nur seine Ruhe haben, und in Ruhe versumpfen. Is auch O.K. Will jemand noch was anderes? Kann sein, aber jetzt merkt das sowieso keiner mehr. Korn, Bier, Schnaps und Wein ... Alle starren irgendwo hin, reden irgendwas, erzählen irgendwas. Ist auch nicht so wichtig. Was ist schon wichtig? Jetzt eigentlich gar nichts. Musik ist immer noch laut.

"Ich kenn dich doch, oder?" "Hm?" "Ich hab' dich doch geseh'n im Keller" "Wat'n für'n Keller?" "Na, der Keller! Siehst auch nich mehr unbedingt viel, was?" "Nee, aber mein Pegel is auch schon ganz nett." "Weißt nich mehr, wer ich bin?" "Hm, nee. Gib mal `n Tipp." "Ach, lass gut sein. Andermal wieder, wa?" "Bis die Tage."

Der letzte Drink. Der allerletzte. Der nun wirklich allerletzte. Wer wird denn so früh schon gehen? Noch einen. War ne schöne Party.

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